Der 30. März war ein großer Tag für Projekt PUREGREEN: Gemeinsam mit unserem Partner, der ARGE Müllvermeidung aus Graz fand unser erster Workshop über Wiederverwendung und Reparatur in der Kreislaufwirtschaft und derer Bedeutung statt.
Ich möchte bereits am Anfang an den wichtigsten Gedanken von Mag. Ulrike Kabosch, Abfallwirtschaftmanagerin erinnern und gleichzeitig vorwegnehmen: Die Generationen müssen immer wieder unterrichtet und aufgeklärt werden, sonst geraten Umweltschutz, Naturschutz und Wissen in Vergessenheit. Dieser Gedanke werde ich im folgenden Beitrag mehrmals wiederholen.
Unsere Partnerorganisation kann auf eine lange Vergangenheit zurückblicken: Die Gründerin der ARGE trug mit ihrer Studie über die Versorgungsschwierigkeiten des Atomkraftwerkes in Zwentendorf zu den Protesten und der Einstellung dessen Baus zu. (In Österreichs Geschichte im 20. Jahrhundert lassen sich mehrere historische Ereignisse, in denen sich Demokratisierungsprozesse mit Natur- und Umweltschutz verbanden, finden. Z.B.: atomfreies Österreich oder die erste Aktion zivilen Ungehorsams mit günstigen Folgen.)
In der ersten Hälfte der Veranstaltung hörten wir einen Vortrag darüber, was Kreislaufwirtschaft bedeutet bzw. wie Re-Use und Repair in Österreich funktionieren, welche Traditionen und Netzwerke diese dort haben. Begriffe wurden erklärt und Unterschiede geklärt: Was bedeuten Re-Use (aufgepasst! nicht Reuse! 😉 ) und Recycle bzw. worin sich die beiden unterscheiden – beim ersten geht es darum, dass man seine alten Sachen, notfalls repariert und gereinigt, weiter benutzt. Beim letzteren handelt es sich aber darum, dass aus einem alten Gegenstand nach dessen materieller Umgestaltung ein neuer Gegenstand erzeugt wird.
Hier gilt es gleich zu merken: KREISLAUFWIRTSCHAFT ist gleich mit KLIMASCHUTZ, da 50% der globalen Emissionen durch die Förderung der Rohstoffe verursacht wird! Recycling also (z.B. aus geschredderten PET-Flaschen werden neue PET-Flaschen oder eben Laufschuhe hergestellt), vermindert weder Emission, noch Abfallmengen bedeutend.
Was bringt uns Re-Use? Diese Frage ließ sich einleuchtend beantworten:
- Ressourcen werden geschohnt und Müll vermieden
- durch Re-Use werden regionale, örtliche Kreisläufe unterstützt
- regionale, örtliche Wertschöpfung wird gefördert
- schafft Arbeitsplätze, da Re-Use sehr arbeitsaufwendig ist
- wichtig für Klima- und Umweltschutz
Neue Ideen und Initiativen, die Re-Use und Repair gegenüber der Anhäufung von Gegenständen fördern, wurden dargestellt: Schenken oder sogar Läden, wo man kostenos Gegenstände mitnehmen kann, wie Verschenkläden oder Kostnixläden. In Ungarn gibt es FB-Gruppen mit dem Namen “kostenlos zum Mitnehmen”, bzw. sind Garagenflohmärkte in beiden Ländern bekannt. Ausleihen statt Besitzen – das braucht keine Erklärung. Reparatur statt Wegwerfen – in Österreich vermehren sich Repair-Cafés, also Werkstätte, wo man während des Wartens Kaffee trinken und Kuchen essen kann.
Über das Reparaturnetzwerk von Graz hörten wir bereits im November auf unserer Fachreise einen Vortrag.
Kleiner Tipp für Naturparkbewohner*innen: In Oberwart und in Großpetersdorf gibt es bereits Re-Use-Shops, in denen günstig und in guter Qualität gebrauchte Gegenstände zu kaufen sind. Von Re-Use-Shops berichteten wir auch früher.
Nach dem Vortrag machten wir uns an die Arbeit: die zwei Gruppen mussten drei Fragen beantworten:
- Welche Initiativen gibt es schon in unserer Umgebung?
- Was wünschen wir uns?
- Welche Wünsche, Ideen lassen sich leicht und in der näheren Zukunft verwirklichen?
Nach zwei Jahren Kontaktverweigerung und Abstand sprangen alle wie verdurstet nach Sozialisation in die Gruppenarbeit. (Deswegen konnten wir die Zeiten auch nicht einhalten, zu viel geplappert 🙂 ) Und das ist das Ergebnis:
- Die Stiftung Főnix in Kőszeg; der Spendenladen in Szombathely
(11-es Huszár-Str.); im Schulgarten der evangelischen Mittelschule in Kőszeg werden Joghurtbecher für Setzlinge verwendet; das Geschirrset des Naturparks ist für Veranstaltungen auszuleihen; Kompostierungsanlage; zweitägige Backwaren zum Halbpreis bei Zalaco in Kőszeg; der Rechnitzer Bäcker verschenkt wöchentlich zweimal 2-5 Körbe mit Backwaren (ein Großteil davon bekommen Bedürftige in Kőszeg); Reparaturwerkstätte (Schneider, Fahrrad, Elektro); Ehrenkasse auf den Straßen in den Naturparkgemeinden; Mobilsammelaktionen (Benedict Hotel); Abgabe der alten Brillen beim Optiker; in Österreich: Weinflaschenstöpsel-Sammelaktionen; FB-Seiten mit dem Namen “kostenlos zum Mitnehmen”; willhaben.at, jofogas.hu; Oberwart, Großpetersdorf: Re-Use-Shops; Maschinenverleih
- Re-Use-Shops im Naturpark, in beiden Ländern (wie Carla-Shops in Graz); Maschinenverleih (einen Astschredder zu finden ist für mich immer ein Riesenstress); bei der Kompostabgabe in der gemeinschaftlichen Anlage die Möglichkeit haben, Humus mitzunehmen; fachgerechte, professionelle Kompostierungsanlagen im Naturpark; groß angelegte Kampagnen (Erinnern wir uns an den Leitgedanken? Die Überwindung der Generationsvergesslichkeit wäre sehr
wichtig.); Flaschenmilch; Webseite mit ausleihbaren Gegenständen, Maschinen usw.; die Abfallwirtschaft der Friedhöfe professionell behandeln; die Geschäfte interessiert machen, wie z.B. in Schweden: Firmen sollen sich um ihre eigenen Verpackungsmaterial sorgen; Zigarettenstümmel-Aufarbeitungsbetrieb: aus dem Papier könnte Schöpfpapier erzeugt und die Filter fachgerecht entsorgt werden; wir wünschen uns viele-viele Freiwillige; mehr gemeinschaftliche Unterstützung; kompetente Ansprechpersonen, an die man sich mit Fragen wenden kann; Beratung; Naturparkschulen, wie in Österreich, mit dem entpsrechenden Hintergrund und Netzwerk
- Verbesserung unseres Marketings, die bereits existierenden
Initiativen fördern und verbreiten; die Stiftung Főnix sichtbar machen und entwickeln; Bastelkreis für Kinder, wo sie ihre Spielzeuge eventuell selber reparieren können; Gemeinschaftsgarten auf den Wohnsiedlungen (in Wien sehr populär), dazu Unterstützung der Gemeindeverwaltungen: Grundstücke, Werkzeuge, Mittel; Hochbeete, Wasser; Flohmärkte und Garagenflohmärkte entwickeln und fördern; Carsharing; Postkastenaufkleber “Ich verleihe…”; sinnvoller Umgang mit dem Grünabfall usw. (Die Ideen werden wir in Katalogform veröffentlichen.)
Schließlich soll hier ein Auszug aus dem E-Mail einer Teilnehmerin stehen:
“Ich bedanke mich noch einmal für den gestrigen Vortrag und die Ideenbörse und für unser Telefongespräch! … Gebt mir bitte Bescheid, wenn es weitere Ideenbörsen zu den nächsten Schritten gibt, ich würde mich gerne als grüne Freiwillige anschließen. Ich habe die Puregreen Webseite auch gesehen und sie gefällt mir sehr, es gibt viele nützliche Ideen und Infos dort!”
Die Präsentation zum Vortrag ist hier erreichbar: Workshop_ReUse30032022_ARGE (Auf die Folien 7-12 möchte ich extra aufmerksam machen: es geht um den Rohstoffverbrauch unterschiedlicher historischen Zeiten.)
Die Veranstaltung hat uns alle sehr begeistert! Fortsetzung folgt!
Und nicht vergessen: die Schwere der Situation, die Bedeutung der Veränderung und natürlich die LÖSUNGEN müssen immer wieder ausgesprochen und wiederholt werden!
Mit reingrünen Grüßen
Bori Balázs